Barbara Bartos-Höppner

 "Wir wollen uns einmal nie trennen"

Jacob und Wilhelm Grimm

Jacob, geboren am 4. Januar 1785 in Hanau, 
gestorben am 20. September 1863 in Berlin
Wilhelm, geboren am 24. Februar 1786 in Hanau, 
gestorben am 16. Dezember 1859 in Berlin

Seit ich denken kann, ist mein Leben von Märchen begleitet worden. Dass diese „Geschichten“ von den Brüdern Grimm waren, habe ich erst erfahren, als ich lesen konnte. Aber auch dies sagte mir lange Zeit nichts. Viel wichtiger war mir die Bedeutung der Seitenzahlen in dem dicken Buch mit dem roten Leineneinband. Es war wie ein Glück, als ich mit den Seitenzahlen und dem Inhaltsverzeichnis umzugehen verstand,

 wodurch das suchende Blättern aufhörte Seite für Seite, um die Stelle wiederzufinden, an der das Buch zugeklappt worden war. Und wieder einige Zeit später bekamen die Märchen einen Namen: Grimms Märchen. Ich hatte einen Lehrer, der es verstand uns nahe zu bringen, dass diese weißen Seiten mit den schwarzen Druckbuchstaben aufgeschriebene Gedanken von zwei Brüdern waren, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten über Land zu gehen, um von den einfachen Leuten Geschichten zu erfahren und sie niederzuschreiben, damit sie nicht verloren gingen. Und diese Geschichten waren es, die mich atemlos machten und mir Lebensweisheit vermittelten, ohne das es mir bewußt geworden wäre.
Vor einigen Tagen lag in meinem Briefkasten ein großer Umschlag. Er enthielt den Prospekt des S. Hirzel Verlages und machte aufmerksam auf „150 Jahre Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm“. Von den Märchen der Brüder Grimm bin ich ein Leben lang nicht losgekommen - jetzt wurde ich zum wiederholten Male auf ihr großes wissenschaftliches Werk hingewiesen, das einmalig ist in Umfang und Vollkommenheit. Das Jugendwerk der beiden Brüder: ihre Märchensammlung. Das Alterswerk: die Darstellung unserer deutschen Sprache in ihrem ganzen Umfang. Die Zürcher Zeitung schrieb: „Für das Verstehen der deutschen Sprache und ihrer Wirkung aber leistet der ‚Grimm‘ Fundamentales, und oft erinnert er an Wortverwebungen, die man kaum noch, manchmal nicht mehr kennt und bestätigt mit seinem Reichtum, dass die Sprache - ärmer geworden ist.“

Die Brüder Grimm wurden in einer Juristenfamilie geboren. Der Vater war Jurist, der Großvater mütterlicherseits ebenfalls. Am 1. April 1785 kam Jacob Grimm zur Welt, sein Bruder Wilhelm am 24. Februar 1786, beide im hessischen Hanau. Ihnen folgten drei Brüder und eine Schwester.
Der Vater wurde als Amtmann nach Steinau in Hessen berufen, und die Familie bezog die Dienstwohnung, das Amtshaus. Alles schien wohlgeordnet, da verstarb der Vater. Zurück blieb eine unversorgte Frau mit sechs Kindern, die das Haus räumen musste. Das gebliebene kleine Vermögen würde, so sagte sich die Witwe, nicht ausreichen, allen Kindern eine gute Ausbildung angedeihen zu lassen, und so gab sie ihre beiden ältesten Söhne, den elfjährigen Jacob und den zehnjährigen Wilhelm, zu ihrer Schwester Henriette Zimmer, die Kammerfrau bei der Landgräfin in Kassel war. Die Tante kümmerte sich fürsorglich um die beiden Brüder, aber sie hatte keinen eigenen Haushalt, und so mussten Jacob und Wilhelm bei fremden Leuten untergebracht werden. Das war für Jacob weniger schlimm als für Wilhelm, der nicht die feste Gesundheit seines Bruders hatte.
Nach vier Jahren Lyzeum und Privatunterricht ging Jacob auf die Universität nach Marburg. Ein Jahr später folgte Wilhelm. Es war der sehnlichste Wunsch der Mutter, dass beide Söhne Juristen würden wie Vater und Großvater. Finanziell lebten sie am Rande des Existenzminimums, aber den Ausgleich dafür erhielten sie durch ihren Lehrer Friedrich Carl von Savigny, der sich der beiden annahm und ihnen seine Bibliothek zur Verfügung stellte. Durch ihn kamen beide eng mit der Romantik in Verbindung. Denn Savigny, nur einige Jahre älter als sie, war verlobt mit einer Schwester des Dichters Clemens Brentano. Ihn lernten sie kennen und auch die andere Schwester, Bettina Brentano. Daraus wurde ein gleichgesinnter Freundeskreis, zu dem auch Achim von Arnim gehörte.
Im Gegensatz zu Wilhelm vollendete Jacob sein Jurastudium nicht. Er reiste auf Einladung Savignys nach Paris und widmete sich neben der Arbeit für ihn dem Literaturstudium, in das er den in Marburg verbliebenen Bruder mit einbezog. Aus dieser Zeit stammt der Brief, in dem er schrieb: "Lieber Wilhelm, wir wollen uns einmal nie trennen. Und gesetzt, man wollte einen anders wohin tun, so müsste der andere gleich aufsagen. Wir sind nun diese Gemeinschaft so gewohnt, dass mich schon das Vereinzeln zum Tode betrüben könnte."
Obwohl von unterschiedlicher Natur, haben es die Brüder ein Leben lang so gehalten. Heimgekehrt ging Jacob nach Kassel und wurde Sekretär beim Kriegskollegium, und als die politischen Verhältnisse den Kasseler Landesherren zur Flucht trieben und der Bruder Napoleons auf den Thron kam, wurde Jacob sein Privatbibliothekar. Das brachte alle Geschwister endlich aus finanziellen Sorgen. Mit dem Ende der napoleonischen Herrschaft endete für Jacob die Bibliothekarszeit in Kassel nicht, selbst wenn er für den heimgekehrten kurfürstlichen Hof noch einmal nach Paris und als Legationsekretär zum Wiener Kongress reisen musste. Inzwischen hatte auch Wilhelm an der Bibliothek endlich festen Boden unter den Füßen, und beide hatten ihre Liebe, - oder sollte es besser Leidenschaft heißen -, für die alte deutsche Literatur entdeckt, die sie erforschen und neu bearbeiten wollten.
Dazu gehörten nicht zuletzt die Märchen. Sechs Jahre sammelten sie, bis 1812 der erste Band der Märchen erschien. Band II kam schon 1815 heraus. Vorher und nebenher hatten sie deutsche Sagen gesammelt, deren erster Band im Jahre 1816 erschien. Aber das machte sie als Forscher und Wissenschaftler der deutschen Sprache noch nicht bekannt. In Fachzeitschriften veröffentlichten sie Beiträge über die mittelalterliche deutsche Literatur, und schon 1811 war Jacobs Buch über altdeutschen Meistergesang erschienen. Sie nahmen Verbindung zu skandinavischen Sprachforschern auf, erforschten selbst die nordischen und slawischen Sprachen.
Im Jahre 1830 erging für beide Brüder der Ruf an die Universität nach Göttingen. Inzwischen hatte Wilhelm Grimm das Dortchen geheiratet. Die Brüder kannten die Apothekerstochter Henriette Dorothea Wild seit Kindertagen. Dortchen führte nun für beide den Haushalt. Alle Einnahmen der Brüder gingen stets in einen Topf, und Dortchen wirtschaftete damit.
Die Berufungen nach Göttingen, Jacob als ordentlicher Professor und Bibliothekar, Wilhelm als Bibliothekar, kamen den Brüdern nicht ungelegen. Obwohl Jacob Grimm von den Universitäten Berlin und Breslau mit den Würden des Ehrendoktors ausgezeichnet wurde, fehlte den Brüdern die Anerkennung ihres Landesherrn in Kassel, mit dem es immer wieder zu Querelen kam. Zwar gingen sie schweren Herzens aus ihrer hessischen Heimat fort, aber sie lebten sich bald in Göttingen ein, zumal mit der Berufung ein ordentliches Salär verbunden war.
Jacob beklagte vom ersten Tage an die unendlich viele Arbeit, die in der Bibliothek zu verrichten war, deren Kataloge völlig neu geordnet und ergänzt werden mussten und die ihn zu keiner wissenschaftlichen Arbeit kommen ließ. Er arbeitete bereits am dritten Band der Deutschen Grammatik. Auch Wilhelm war in dieser Hinsicht nicht immer glücklich. Bei ihm kamen in diesen Jahren wiederholt schwere Krankheiten hinzu, die sicher durch Überarbeitung verursacht worden waren.
Erst nach zwei Jahren wurde Jacob Grimm von der Bibliothekstätigkeit entlastet, konnte sich auf seine Tätigkeit als Dozent konzentrieren und die Arbeit an seiner Grammatik wieder intensiv aufzunehmen. Wilhelm, als der Geselligere von beiden, lebte sich insgesamt gut ein, und bald hatten die Brüder jene Professoren herausgefunden, die zu ihnen passten: In Fachgesprächen, politischen Ansichten und vor allem in der Liebe zur deutschen Sprache, selbst wenn sie einen ganz anderen Lehrauftrag hatten.
Politische Unruhe gab es seit den Napoleonischen Kriegen in ganz Europa. Obwohl Jacob Grimm kein politischer Mensch war, berührten ihn die Geschehnisse. Das wirkte sich in seinen Vorlesungen aber nicht aus. Er überraschte die Studenten in den Kollegs vielmehr mit eigenen Forschungsergebnissen, die den Zweig der jungen Germanistik unendlich bereicherten. Seine Antrittsvorlesung hatte das Thema „Heimweh“ und sein Hauptanliegen darin war darzutun, wie sehr die Muttersprache den Menschen mit seiner Heimat verbindet. Das alles war neu, und immer wieder bekannte Jacob Grimm, dass er seiner Natur nach ein Lernender und nicht ein Lehrender sei. Gibt es größere Bescheidenheit?
Im Jahre 1835 wurde auch Wilhelm Grimm ordentlicher Professor an der Universität zu Göttingen. Aber nach zwei Jahren hatte sich das Schicksal etwas Neues ausgedacht. Im Jahre 1837 starb Wilhelm IV., König von Hannover. Sein Nachfolger wurde Ernst August II., ein, wie es heißt, selbstherrlicher Mann: Er hob die Verfassung auf. Zu denen, die darauf den Eid geleistet hatten, gehörten auch die Professoren der Universität Göttingen. Das war für alle aufrecht denkenden Menschen ungeheuerlich und es kam zum Aufstand an der Göttinger Universität. Nicht alle Professoren schlossen sich diesem Aufstand an. Es waren sieben, die diesen Eid nicht brechen wollten und in die Geschichte eingegangen sind.
Zu ihnen gehörten die Brüder Grimm. Sie wurden beide aus dem Dienst entlassen und Jacob binnen drei Tagen des Landes verwiesen. Am 16. Dezember ging er über die Grenze, zurück nach Kassel. Im Haus seines Bruders Ludwig Emil, des Malers, fand er Aufnahme. Wilhelm folgte ihm im Oktober 1838. Wieder lebten sie in ungesicherter Existenz. Der grollende König verhinderte die Berufung an andere deutsche Universitäten. Da kam ihnen von den Verlegern Karl August Reimer und Salomon Hirzel die Anregung ins Haus, Jacob solle ein groß angelegtes deutsches Wörterbuch herausgeben. Das war eine Möglichkeit wieder zu Einnahmen zu kommen. Aber Jacob, der bereits dreiundfünfzig Jahre war und nicht lange zu überlegen brauchte um zu wissen, welches Riesenwerk an Arbeit auf ihn und seinen Bruder zukommen würde, zögerte. Und Wilhelm schrieb: "Wir haben daran gedacht, ein großes Werk zu unternehmen, das, wenn es gelingt, uns vielleicht auf längere Zeit sichert [...] Es könnten leicht vier bis fünf Folianten daraus werden und mir schaudert ein wenig, wenn ich an die Vorarbeit gedenke, welche allein wenigstens sechs Jahre hinwegnimmt."
Dennoch, am 29. August 1838 gaben sie in der Leipziger Allgemeinen Zeitung der breiten Öffentlichkeit ihren Plan bekannt: "Es ist in der menschlichen Natur gegeben, aus dem Herben ein Süßes zu ziehen [...] Jacob und Wilhelm Grimm, von gemeinschaftlichen Schicksal gleichzeitig betroffen [...] haben den Mut gefasst, ihre Zukunft [...] zu stärken und sicher zu stellen. Sie unterfangen sich eines großen deutschen Wörterbuches [...] Es soll von Luther bis auf Goethe den unendlichen Reichtum unserer vaterländischen Sprache, den noch niemand übersehen und ermessen hat, in sich begreifen."
Und so machten sie sich an die Arbeit, von der schnell klar war, dass sie viele Helfer brauchte. Bereits im November hatte Jacob ‚"einige dreißig Mitarbeiter" gewonnen. Und als ob das Schicksal ihren Mut belohnen wollte, erhielten sie im Jahre 1841 die Berufung durch Friedrich Wilhelm IV. von Preußen an die Universität nach Berlin. Sie hatten zwar keine feste Anstellung, aber der König sicherte ihnen ein jährliches Gehalt von 2000 Talern zu, damit sie ihren wissenschaftlichen Arbeiten, besonders denen am deutschen Wörterbuch, nachgehen konnten. Zugleich räumte er Jacob das Recht zu Vorlesungen an der Universität ein, und Wilhelm stellte er das gleiche in Aussicht.
Für die Brüder Grimm waren also die Berliner Jahre die Jahre ihrer Anerkennung in Preußen und darüber hinaus in Deutschland, in Europa und der ganzen Welt. Ihr Leben war gesichert. Die Arbeit am Wörterbuch nahm Formen an, die sie nicht erwartet hatten, aber sie ging voran.
Da kam Jacob im Jahre 1848 noch einmal mit der Politik in Berührung. Er nahm als Abgeordneter an der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche teil. Parteilos sollte der leidenschaftliche Germanist seinen Beitrag leisten zur Einigung des Deutschen Reiches. Unbefriedigt legte er aber noch im gleichen Jahr sein Mandat nieder und kehrte nach Berlin zurück, weil sie in Frankfurt "die Geschäfte auf die alte diplomatische Weise in die Länge ziehen". Er legte nun auch sein Lehramt nieder und widmete sich fortan nur noch der Forschung. Sein Bruder Wilhelm folgte ihm darin vier Jahre später.
Trotz ihres voranschreitenden Alters kapselten sie sich nicht vom öffentlichen wissenschaftlichen Leben ab. Sie waren regelmäßige Besucher der Akademie-Sitzungen und hielten dort Vorträge. Aber ihre Hauptarbeit war das Deutsche Wörterbuch. Achtzig Mitarbeiter sandten ihnen ihre Forschungen ein, und hunderttausende von Zetteln mussten von ihnen aufgearbeitet werden.
Am 16. Dezember 1859 starb Wilhelm Grimm. Vier Jahre später, am 20. September 1863 sein Bruder Jacob. Sie liegen nebeneinander in Berlin begraben.

Was ist uns Heutigen geblieben von diesem zweifachen Gelehrten- und Forscherleben? Man wird ihnen nicht gerecht, wenn man sie die Märchenbrüder nennt oder wer ihr Andenken beschwört mit dem Kürzel „Es war einmal“ Sie haben so unendlich viel mehr getan für die deutsche Sprache, die der feste Lebensgrund für alle Menschen dieser Sprache ist. Sie haben ihn eigentlich erst dazu gemacht mit ihrer Erforschung der Mythen, der Sagen, mit ihrer Übersetzung mittelalterlicher und mittelhochdeutscher Dichtung, mit der Grammatik von Jacob Grimm, mit der er unserer Schriftsprache die festen Regeln gegeben hat.
Aber natürlich gehören auch die Märchen dazu: Zwei junge Männer von zwanzig Jahren gehen über Land, suchen Menschen auf, um sich von ihnen Geschichten erzählen zu lassen, sechs Jahre lang. Es sind durchaus nicht nur einfache und alte Menschen, Frauen vor allem, die ihnen Geschichten erzählen. Jenny von Droste-Hülshoff, Gretchen und Dortchen Wild (Wilhelms spätere Frau) gehören dazu und auch ein junger Theologe, Ferdinand Sieber. Und, wie die neuere Forschung des Germanisten Heinz Rölleke zeigt, sind manche Geschichten oder Märchen französischen Ursprungs. Die immer und überall erwähnte Viehmännin, Dorothea Viehmann, entstammte nämlich einer Hugenottenfamilie und war französischsprachig und mit französischen Märchen aufgewachsen.
Der sensible Wilhelm Grimm horcht, musisch veranlagt, wie er ist, in diese Geschichten hinein und gibt ihnen - aufgeschrieben - eine einheitliche Form. Die Brüder nennen den ersten Band ‚Kinder- und Hausmärchen‘, aber sie sehen darin durchaus nicht ein Buch für Kinder. Sie sehen darin den Geschichtenschatz des Volkes und den wollen ihn erhalten und mit den Büchern zu den Lesern bringen. Sie können nicht ahnen, dass die Kinder- und Hausmärchen einmal um die ganze Welt gehen werden und heute das verbreitetste Buch nach der Bibel sind.
So wie schon damals kritische Stimmen gegen die Kinder- und Hausmärchen laut wurden, so ist durch all die Zeiten, geradezu zyklisch, das Auf und Ab, das Für und Wider geblieben. Ich selber kann mir eine positive kindliche Entwicklung ohne Märchen nicht vorstellen. Zu keiner Zeit des Lebens ist der Mensch aufnahmefähiger für die Poesie der Märchen als in seinen ganz jungen Jahren. Außerdem scheint mir die Frage berechtigt, wieviele Menschen noch einmal in ihrem Leben mit Dichtung in Berührung kommen – außer in ihrer Kindheit mit der Form des Märchens.
Ich denke an eine Aufführung des Theaterstückes „Die Brüder Grimm“ von Dagmar Papula mit dem Schauspieler Martin Lüttge vor einem fast ausverkauften Haus mit 600 Sitzplätzen. Die Teilnahme an dem dargestellten Leben der Brüder Grimm war deutlich zu spüren, aber geradezu atemlos - ich will die berühmte Stecknadel nicht bemühen - folgte das Publikum der Märchenerzählerin.
Als zweites Hausbuch stellten sich die Brüder Grimm das „Deutsche Wörterbuch“ vor. Nach Jacob sollte es ein Hausbuch werden, „aus dem der Hausvater unter der Lampe Weib und Kindern vorlesen sollte“. Das Leben ließ ihnen nur noch Zeit bis zum Buchstaben F = Frucht. Zu Ende gebracht wurde das Werk von zahlreichen Wissenschaftlern erst nach rund hundertjähriger Arbeit im Jahre 1961.
So faszinierend es geworden ist – „dass der Hausvater Weib und Kindern daraus vorliest“, wie es Jacobs Wunsch gewesen war, kann ich mir nicht denken. Es ist großartig und vielseitig, erfordert aber auch ein umfangreiches Allgemeinwissen, um in den Genuss noch größeren Wissens zu kommen. Dennoch hat auch dieses Werk bleibenden Wert. Jacob Grimm hat es richtig beurteilt, als er sagte: „Was mir in einzelnen Artikeln gelingen kann, wird vielleicht zufällig in fünfzig oder hundert Jahren wahrgenommen.“ Das ist eingetreten. Und wie es eingetreten ist.




Werke:

Kinder- und Hausmärchen, („Brüder Grimm“) 1. Band, Berlin, 1811.
Kinder- und Hausmärchen, („Brüder Grimm“) 2. Band, Berlin, 1815.
Deutsche Sagen, 1. Teil, („Brüder Grimm“) Berlin, 1816.
Deutsche Sagen, 2. Teil, („Brüder Grimm“) Berlin, 1818.
Deutsche Grammatik, (Jacob Grimm) 1. Teil, Göttingen, 1819.
Deutsche Grammatik, (Jacob Grimm) 2. Teil, Göttingen, 1826.
Deutsche Grammatik, (Jacob Grimm) 3. Teil, Göttingen, 1831.
Deutsche Grammatik, (Jacob Grimm) 4. Teil, Göttingen, 1837.
Die deutsche Heldensage, (Wilhelm Grimm), Göttingen,1829.
Geschichte der deutschen Sprache, (Jacob Grimm), 2 Bde., Leipzig 1848.
Deutsches Wörterbuch, (Jacob und Wilhelm Grimm) 1. Band, Leipzig, 1854.
Deutsches Wörterbuch, (Jacob und Wilhelm Grimm) 2. Band, Leipzig, 1860.
Deutsches Wörterbuch, (Jacob und Wilhelm Grimm) 3. Band, Leipzig, 1862.

Sammelausgaben (Auswahl):
Schriften und Reden, (Jacob und Wilhelm Grimm). Hrsg. von Ludwig Denecke, Stuttgart 1985.
Selbstbiographie. Ausgewählte Schriften, Reden und Abhandlungen (Jacob Grimm). Hrsg. von Ulrich Wyss, München 1984.
Reden und Aufsätze (Jacob Grimm). Hrsg. von Wilhelm Schoof, München 1966.

Über Jacob und Wilhelm Grimm:
Winfried Löschburg: Es begann in Göttingen, Berlin 1964.
Hermann Gerstner: Die Brüder Grimm, Gerabronn-Crailsheim 1970.
Ludwig Denecke: Jacob Grimm und sein Bruder Wilhelm, Stuttgart 1971.
Gabriele Seitz: Die Brüder Grimm. Leben, Werk, Zeit, München 1984.


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