Sybil Wagener

 "Entsagend völlig irdischer Liebe"

Hrotsvitha von Gandersheim

Geboren um 935, gestorben nach 973

Agape, Chionia und Irene, drei zum Christentum bekehrte junge Damen aus dem Hofstaat des Kaisers Diokletian, der im antiken Thessaloniki residiert, sind in einem Raum neben der Küche des Palastes eingesperrt, weil sich der Kaiser über ihre religiöse Subversion geärgert hat und ihnen nun das Schlimmste droht: Folter und 

Hinrichtung. Beim Singen frommer Hymnen hören sie seltsame Geräusche und beobachten durch die Türritzen, was in der Küche vor sich geht: Der Statthalter Dulcitius, der über sie Gericht halten soll, seine Macht über die „auserlesenen Mägdelein“ jedoch nur allzu gern missbrauchen würde, tappt zwischen Töpfen, Kesseln, Tiegeln umher, die er, mutmaßlich volltrunken, mit den Gefangenen verwechselt. Seht nur, dieser Tor,/ der den Verstand verlor, /als ob er in unseren Armen läge, so kommt’s ihm vor. [1]

Die Szene verblüfft nicht nur durch ihre Komik, die in irritierendem Gegensatz zu der auf den ersten Blick tragischen Handlung steht (tragisch aus unserer Sicht, nicht aus der Hrotsviths, die den Märtyrertod als Ritterschlag für die himmlische Hierarchie betrachtet); sie arbeitet vor allem eine Haltung weiblicher Überlegenheit heraus, die uns bei einem Klosterfräulein des 10. Jahrhunderts überrascht. Die Todgeweihten machen sich über ihren disziplinlosen Richter lustig. Jetzt wärmt er Töpfe im weichen Schoß,/ umarmt jetzt Tiegel, Kessel groß,/ nun geht ein sanftes Küssen los. – Lächerlich. Ausdruck findet hier auch die Verachtung Hrotsviths für die physische Liebe, über die sie offenbar mehr weiß, als wir bei einer Nonne voraussetzen würden; freilich lebte sie in einer Zeit, die in keiner Weise prüde war. Dass Hrotsvith von Gandersheim nicht nur aus der Stiftsbibliothek, sondern auch aus der Anschauung schöpfte, macht die besten ihrer Dramen so lebendig, dass man sie heute noch mit Vergnügen liest, auch wenn ihre Heiligenbildchen-Naivität sie unaufführbar erscheinen lässt. Es hat gute Gründe, dass die nach Hrotsvith benannten Theaterfestspiele von Gandersheim, nach einem umstrittenen Versuch mit dem „Pafnutius“ 1978/79,  das Werk der ersten deutschen Dramatikerin ignorieren. Diese Stücke sind auch nicht zur Aufführung bestimmt gewesen, sondern zum Lesen und Vorlesen in einem kleinen, vertrauten Kreis von Nonnen und Geistlichen.[2]

Hrotsvith schrieb lateinisch; das war die Umgangssprache der hochgebildeten adlig-klerikalen Gesellschaftsschicht, in der sie sich bewegte. Als sie – etwa 935 – geboren wurde, waren 150 Jahre vergangen, seitdem das Volk, dem sie angehörte, die Sachsen, von Karl dem Großen besiegt und christianisiert worden waren. In dem von dichten Wäldern überzogenen Sachsenland wurde nicht mehr in der freien Natur, an heiligen Bäumen, Quellen und Steinen, den heidnischen [SHW1] heh Göttern geopfert, sondern überall wurden für den christlichen Gott Kirchen und Klöster errichtet, darunter das Stift zu Gandersheim, dessen Geschichte die Kanonissin in ihrem Epos „De constructione coenobii Gandersheimensis“ in Verse gefasst hat. Dennoch blieben auch unter den christianisierten Sachsen Religion und Natur eng verbunden, dafür finden sich im Werk der Hrotsvith zahlreiche Belege, z.B. die Mythisierung des Bauplatzes: Wo Faun und Unhold einst sich bargen/ da säubert den Ort er[3] zu frommen Zwecken.[4] Auch die göttliche Beeinflussung der Bauplanung durch mehrere Wunder wird in Bildern der Naturnähe beschrieben: Schweinehirten des Klostergründers Graf Ludolf, die im Wald nah der Gande in einer Hütte lagern, sehen eines Nachts gar viele Lichter/ den nächtigen Wald mit Glanz erfüllen[5], ein möglicherweise ganz natürliches Phänomen, das gedeutet wird als Hinweis auf den gottgewünschten Gründungsort im waldigen Tale[6]. Das Baumaterial wird in einem nahegelegenen Steinbruch gefunden, wohin die Stiftsherrin Oda, begleitet von erfahrenen Steinbehauern, eine Taube führt. Viel Felsgestein kam da zutage,/ genug, um rasch den Bau der Kirche/ und auch die Klostermauern zu vollenden.[7] Mit dem Christentum verlagerte sich die Begegnung mit Gott aus der Natur in die Architektur. Hrotsviths Werk ist geprägt von einer Übergangszeit.  

Die Baugeschichte des Klosters war offenbar, wie auch die „Gesta Oddonis I. imperatoris“, die Lebensbeschreibung Kaiser Ottos I., eine Auftragsarbeit.[8] Nachdem die Dichtkunst der Kanonissin bekannt geworden war, wurde sie ausdrücklich in den Dienst der Klostereigner genommen. Das Stift Gandersheim war das „Hauskloster“ der Ludolfinger, eines Adelsgeschlechts, das die Liquidierung der sächsischen Elite durch Karl den Großen überlebt hatte und in dem geschichtlichen Moment, als Erbteilungen und Bruderkriege die Macht der Karolinger verschlissen hatten, in das politische Vakuum eingetreten war. Mit Verhandlungsgeschick und Kriegsglück führten die Ludolfinger das Reich im 10. Jahrhunderts zu einer neuen Blüte. König Heinrich I. konnte, als er 936 starb, seinem Sohn Otto I. ein befriedetes und prosperierendes Land hinterlassen. Das war kurz vor oder nach Hrotsviths Geburt. Dem ehrgeizigen sächsischen Adel war bewusst, dass eine Integration in das Reich nur um den Preis vollkommener Christianisierung zu erreichen war. Die zahlreichen Klostergründungen jener Zeit hatten, als Demonstrationen der noch nicht ganz selbstverständlichen Frömmigkeit, auch einen politischen Aspekt. Wenn also Markgraf Ludolf (den Hrotsvith in ihrem Gründungsepos zum Herzog erhebt) 852 nicht weit von seinem Stammsitz Altgandersheim ein Hauskloster gründete, das wenig später in den Neubau von Gandersheim verlagert wurde, dann mit der Absicht, die Aura umzuwidmen, die nach Stammestradition dem Erbsitz als „Ahnengrab, Kult- und Dingstätte“[9] zugekommen war. Hrotsvith wuchs in eine Welt hinein, in der das Glück des Herrschers als Funktion seines christlichen Glaubens interpretiert wurde. In der Substanz handelte es sich jedoch um eine Übertragung des germanischen „Königsheils“ auf ein christliches Herrscherbild. Die Ludolfinger besaßen in hohem Maß das Charisma, das in der heidnischen Welt Führungsanspruch legitimiert hatte. In seinem König verehrte das Volk nach wie vor „den heilsbegabten Göttersohn und Götterliebling“ [10], was der Kirche durchaus missfiel. Es dauerte Jahrhunderte, ehe es ihr gelang, dem machthabenden Adel den Rest von Heidentum auszutreiben und das Charisma des Herrschers als Resultat seiner moralischen Vorzüge erscheinen zu lassen. Diese Ambivalenz spiegelt sich in Hrotsviths rund hundert Jahre später verfasstem Bauherren-Lob. Sie verbindet die charismatische mit der moralischen Legitimation, indem sie einerseits betont, der Ahnherr erweise sich durch Sittenstrenge und rechtschaffenes Wesen[11] seiner adlige Abkunft würdig, andererseits aber seine Beliebtheit beim sächsischen Volk - ganz im charismatischen Vokabular - darauf zurückführt, dass er von wackrer Gesinnung und seltener Schönheit,/ stets weise in Worten, vorsichtig im Handeln [...] die Hoffnung und Zier seines Stammes“[12] gewesen sei.  

Das Kanonissinnenstift Gandersheim darf man sich nicht als irgendeine weltferne Klause vorstellen. Es war vielmehr das geistliche Zentrum, aus dem die Machtentfaltung der Ludolfinger ihre christliche Legitimation bezog. Seit seiner Gründung standen Äbtissinnen aus diesem Hause dem Stift vor und gewannen desto mehr Ansehen, je höher das Geschlecht in der Reichshierarchie stieg.  Oda, die Gattin des Klostergründers, war in Hrotsviths Zeit schon eine Legende. Das Ehepaar Ludolf und Oda war gemeinsam nach Rom gereist, um bei Papst Sergius Reliquien für die Gruft des zukünftigen Gandersheimer Domes zu erbitten; er hatte ihnen die Gebeine der heilig gesprochenen Päpste Anastasius und Innozentius überlassen, die nach Fertigstellung des Baus dorthin überführt wurden. Odas Stellung im Familienclan war sehr stark, da bis ins 11. Jahrhundert „die Verwandtschaft der Frau , Mutter, Großmutter eine ausschlaggebende Bedeutung [besaß], besonders, wenn der vornehmere Adel [...) auf der mütterlichen Seite“[13] lag. Sie kam nur hin und wieder zu Besuch ins Kloster, solange sie an der Seite ihres Mannes mit weltlichen Dingen beschäftigt war: Wenn ihre Enkel, hohe Herrn und Damen,/ im Glanze ihrer stolzen Würden,/ ihr schuldige Ehre zu erweisen kamen,/ dann überboten sie sich mit Geschenken,/ die sie der Königsschwiegermutter, ihrer Ahnin brachten. [14]. Erst als Witwe zog sie ins Stift, wo sie – 107-jährig - im Jahr 913 starb. Hrotsviths Äbtissin Gerberga war eine Nichte Ottos I. In ihren Widmungen huldigt Hrotsvith ausdrücklich Gerbergas vornehme Abkunft. In dem Heil dir, Gerberg, Königssprössling -![15] schwingt die charismatische Aura mit, an der offenbar auch die weiblichen Mitglieder der Königsfamilie teil hatten. 

Gerberga war offenbar eine literarisch gebildete Frau, von der Hrotsvith, wie sie im Vorwort zu ihren „Legenden“ schreibt, viel für ihre Schriftstellerei gelernt hat. (Es fragt sich nur, ob die ordnende Hand der Äbtissin Hrotsviths Talent wirklich gefördert, ob sie es nicht vielmehr schablonisiert hat.) Die Stiftsdamen waren Kanonissinnen, das heißt, sie behielten den Kontakt zu ihren Familien und Freunden und durften, wenn sie wollten, auch wieder austreten, um zu heiraten. Das wird nicht für alle gleichermaßen erstrebenswert gewesen sein. Da der Adel seine Söhne und Töchter in der Regel aus politischem und wirtschaftlichem Kalkül vermählte, war der Ehestand nicht unbedingt eine Garantie für ein glückliches Leben, zumal die Frauen oft im Kindbett starben. Das Kloster bot ihnen eine Chance, sich, entsagend völlig irdischer Liebe[16], ungehinderten Zugang zur Welt der Wissenschaft, der Philosophie, der Literatur zu verschaffen. Die Klöster mit ihren Bibliotheken waren im frühen Mittelalter die eigentlichen Zentren des geistigen Lebens; die Frauenklöster bildeten da keine Ausnahme, seit im Konzil von Aachen (817) den Nonnen das Lesen und Schreiben (auf Lateinisch) zur Pflicht gemacht worden war.  

Von der irdischen Liebe hielt Hrotsvith offenbar nichts. Ihr Werk ideologisiert die Jungfräulichkeit als Hort der Reinheit in einer Welt, die sie als zutiefst verdorben darstellt. Sie wusste erstaunlich viel über menschliche Abgründe. Was sie nicht nachlesen konnte, ließ sie sich erzählen, wie die Geschichte des Pelagius, die ihr ein Bürger der Stadt, in der er litt, berichtet[17] habe - ein Spanier aus Cordoba muss demnach im fernen Sachsenland die Kanonissin über den Sachverhalt der Homosexualität aufgeklärt haben. In ihrem Drama „Calimachus“ schildert sie sogar einen Fall gerade noch verhinderter Leichenschändung durch den Liebhaber der Toten. Über ihre Herkunft gibt es keine Zeugnisse, es ist noch nicht einmal sicher, ob „Hrotsvith“ – (altsächsisch Hrôt-swîth, „ruhmstark“ , von ihr übersetzt als Clamor Validus, „klangstark“) ihr eigentlicher oder vielmehr ein angenommener Name war, mit dem sie sich als Dichterin profilieren wollte. Sie scheint sehr jung in das Stift gekommen zu sein; vielleicht war sie eine Waise. Wenn sie ohne Vermögen war, hatte sie ohnehin keine Aussicht auf eine vorteilhafte Heirat. Heiraten oder nicht (sich verheiraten lassen oder nicht) dürfte im Stift ein Thema ohne Ende gewesen sein.  

Das Privileg, sich nach allen Seiten hin zu bilden, schöpfte Hrotsvith jedenfalls aus. Ich kann nicht leugnen, durch des Schöpfers Gnade drang ich vor in der Wissenschaft.[18]  Die Bücher, die sie in der Stiftsbibliothek fand, waren lateinisch. Wahrscheinlich benutzten die gebildeten sächsischen Kanonissinnen das Lateinische sogar im Alltag. Zwar hatte es in Deutschland bereits Anfänge einer volkssprachigen Literatur gegeben, zumal Karl der Große solche Bestrebungen förderte, doch ist aus der Ära der Ludolfinger kein deutscher Text von Rang erhalten. Es war die Zeit des sprachlichen Umbruchs vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen, und wer auf sich hielt, schrieb lateinisch. Was die Texte der Hrotsvith betrifft, ist das besonders schade, denn die erste deutsche Dramatikerin ist uns nur in Übersetzungen zugänglich. Dass sie sich im Lateinischen besonders elegant und anstrengungslos ausdrücken konnte, hilft uns auch nicht weiter, da die vorliegenden Übersetzungen uns diese Eleganz und Leichtigkeit nur ahnen lassen.  

Vermutlich hat sie ihre Lektüre mit den Heiligenlegenden begonnen, die in den Klosterbibliotheken eine Art Grundstock bildeten. Sie muss auch Zugang zu apokryphen Schriften gehabt und daraus zitiert haben, denn sie sieht sich gezwungen, entsprechende Vorwürfe zurückzuweisen: Wer mir aber vorwirft, ich hätte Stellen in diesem Werk den Apokryphen entlehnt und diese dadurch anerkannt, dem erkläre ich, dass es nicht absichtlich geschehen ist, sondern aus Unwissenheit[19]. Weitaus gewagter war es noch, Dramen im Stil des Terenz zu verfassen. Der Zufall hat bei der Auswahl ihrer Lektüre offensichtlich eine große Rolle gespielt. Heimlich und verborgen wie eine Diebin[20] begann Hrotsvith auf der Tenne, ihrem Zufluchtsort, zu schreiben. Das erste ihrer Sujets ist die Geburt und der lobesame Lebenswandel [21]der Jungfrau Maria, ein konventioneller Stoff, den sie originell variiert. In lebensnahen Details ist sie sehr realistisch. Die Jungfräulichkeit der Mutter Gottes arbeitet sie geradezu wissenschaftlich heraus, sie erklärt genau, wieso Maria es riskieren kann, den sehr viel älteren Joseph zu heiraten, sie erwähnt, dass diesem die Schwangerschaft seiner jungen Frau Kummer bereitet und lässt ihn schließlich in Bethlehem zwei Ammen zur Krippe bitten, von denen die eine Marias Jungfräulichkeit, also das auch nach der Geburt noch intakte Hymen, konstatiert, während die andere durch einen schmerzhaften Wink des Himmels davon abgehalten wird, sich ebenfalls davon zu überzeugen. Die akribische Recherche des Wirklichkeitsanteils verbindet sich bruchlos mit phantastischen Wunderberichten und ergibt eine ganz besondere, kurzweilige Form des Erzählens. Es sind heitere Wunder, die das Jesuskind vollbringt, Löwen werden in seiner Gegenwart friedlich wie Lämmer, eine Palme beugt den Stamm, damit Maria Datteln pflücken kann – später wird Hrotsvith die himmlischen Eingriffe vor allem den schrecklich gequälten Märtyrerinnen zugute kommen lassen. Sie scheint es durchaus auch darauf angelegt zu haben, ihre Zuhörerinnen zum Lachen zu bringen, denn die Ehebrecherin, die in der entsprechenden Legende den Tod ihres tugendhaften Ehemannes Gongolf verschuldet, wird auf groteske Art bestraft. Nachdem sie Gott auf höchst vulgäre Art gelästert hat - an Gongolfs Grab geschähen genauso wenig Wunder wie ihr Hinterteil Wunder produziere – wird sie von Blähungen befallen. - Die Legende des „Pelagius“ spielt in Cordoba unter der Sarazenenherrschaft und verblüfft durch die Freizügigkeit, mit der das Thema Homosexualität behandelt wird. Pelagius, ein hübscher junger Mann, wird zum Märtyrer, weil er dem Herrscher, der ihn zu küssen versucht, die Faust ins Gesicht schlägt.  

In ihrer hagiographischen Lektüre, die ja auch von geschichtlichen Ereignissen handelt, lernt Hrotsvith die Welt als einen Ort hundertfacher Versuchung kennen. Doch während die herkömmlichen Heiligenlegenden vor allem die Standhaftigkeit der Märtyrer/innen herausarbeiten, entzündet sich ihre Phantasie an der Vielfalt dieser Verführung, sie will wissen, warum der Teufel immer wieder zum Zug kommt. Meist ist es die irdische Liebe, in der junge Männer maßlos entbrennen, so dass sie ihre Seele dem Teufel verkaufen, und dieser beeinflusst dann die Geliebte entsprechend, damit sie sich auf die Verbindung einlässt („Basilius“). Leidenschaft ist immer und überall Teufelswerk. Aber auch der Wunsch nach Karriere verführt eventuell zu einem Pakt mit dem Bösen („Theophilus“). Hrotsvith ist zu realistisch, um an die moralische Vollkommenheit von Menschen zu glauben; der schon im Leben „heilige“ Gongolf gerät ihr zu einer fast komischen Figur. Sie ist aber auch gläubig, und die Frage, die sie in diesem Zusammenhang am meisten interessiert, ist die, ob für den Sünder bzw. die Sünderin wirklich alles zu spät ist, oder ob er/sie noch eine Chance bekommt. 

In der „Faust“-Variante, die sie in der Legende vom „Theophilus“ entwickelt, wird der Häretiker, der Christus verleugnet, also die schlimmste aller Sünden begeht, durch Vermittlung der Jungfrau Maria von seiner Schuld erlöst. Theologisch gesehen ist es die Frage der Gnade, der Hrotsvith das höchste Gewicht beimisst. Auch in diesem Punkt führt sie die neuen christlichen und die tradierten sächsischen Werte zusammen. Die höchste Tugend des charismatischen Herrschers, der eigentliche Ausweis seiner göttlichen Aura, ist die milte, die Bereitschaft, zu verzeihen. Diese Eigenschaft wird sie später in ihren „Gesta Oddonis I. imperatoris“ an Kaiser Otto I. rühmen. Ihre „Helden“, der Bischof Basilius in der nach ihm benannten Legende, der es sogar mit dem Leibhaftigen aufnimmt, der Eremit Abraham in dem gleichnamigen Drama, der sich auf den Weg in die Stadt macht, um seine Nichte dem Laster zu entreißen, zeichnen sich durch die Großzügigkeit aus, mit der sie menschliche Verfehlungen verzeihen und die Sünder/innen in die Gemeinschaft der Frommen zurückholen.  In der Legende „Dionysius“ rechnet Hrotsvith harsch mit einem Priester ab, der es an Großherzigkeit und Gottvertrauen fehlen lässt, indem er eine abgefallene Christin mit seinem Zorn verfolgt.  

Nachdem sie Gerberga die ersten fünf Legenden mit Widmung und Bitte um Korrektur überreicht hatte, scheint die Äbtissin Einfluss auf den Stil der jungen Dichterin genommen zu haben, denn in den letzten drei Legenden finden sich keine „Ausrutscher“ mehr; sie sind viel weniger originell als die ersten, zumal Hrotsvith immer mehr vorgestanzte Wendungen aus dem Repertoire der rituellen Gebete und Anrufungen verwendet. Sie schreibt nun nach Plan: wie einst dem Sünder ward Vergebung/ beschrieb ich in gehobenem Versmaß [22] - so fasst sie den Inhalt zusammen. Der Sündenfall, um den es im Kern geht, ist Häresie. Dies ist der Preis, den der Teufel für seine Hilfe verlangt: Verleugnung Christi, Abfall vom Christentum; ein Thema, das 150 Jahre nach der Zwangsbekehrung der Sachsen vermutlich immer noch aktuell war. In Hrotsviths Werk bleibt der Teufel selbstverständlich nie Sieger, die eingekaufte Seele wird ihm, weil die Verführten bereuen, durch die Vermittlung höherer Instanzen wieder entrissen, er wird gezwungen, den – in jedem Fall schriftlichen! - Vertrag wieder herauszugeben. Ungeschoren kommen die Sünder nicht davon, sie müssen mindestens vierzig Tage lang aktive Buße leisten, bis sie in Gnaden wieder aufgenommen werden. Irdische Liebe wird nicht als mildernder Umstand bewertet; im Gegenteil. Aus Hrotsviths Sicht gibt es nichts Schlimmeres, als eine zum Klosterleben entschlossene junge Frau zum Bruch ihres Keuschheitsgelübdes zu bewegen. Basilius’ Tochter soll eigentlich Nonne werden, doch mit teuflischer Hilfe erreicht es ein junger Mann in untergeordneter Stellung, dass sie sich in ihn verliebt. Psychologisch plausibel ist die Schilderung der Panik, in die sie gerät, als sie feststellt, dass ihr geliebter Gatte nicht zur Kirche gehen will.  

Für das junge Paar im „Basilius“ geht ausnahmsweise alles gut aus, doch wird für das Keuschheitsideal auch vielfach gestorben. Es liegt nahe, dass Hrotsvith von ihren Klosterschwestern für moralische Rückenstärkung dieser Art besonders viel Beifall erhielt. Sich in keuscher Liebe/ ihr schönstes Merkmal, ihre Reinheit[23] zu bewahren ist der Grundgedanke des Nonnenlebens, der allerdings, wäre er selbstverständlich, nicht der Ideologisierung bedürfte. Das leuchtende Beispiel, mit dem Hrotsvith ihre Legendensammlung abschließt, sind „Die Leiden der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Agnes“. Die doch eigentlich nachvollziehbare Liebe eines jungen Mannes zu einem schönen jungen Mädchen wird als das Letzte an Verwerflichkeit dargestellt. Er schleppte an des Vaters Schätze, welch primitiver Trick: Sie ekelten nur seine Gaben,/ ihr lag nichts an dem schweren Golde,/ noch an den Edelsteingeschmeiden. Sie warf ihn buchstäblich hinaus: Verruchter Leugner des Allmächt’gen,/ verschwinde! Fort aus meinen Augen! [24] Der Abgeblitzte wird daraufhin schwer krank und sein Vater, der mächtige Stadtpräfekt, ein unbelehrbarer Heide, greift ein. Er verlangt von Agnes, dass sie ihrem Glauben abschwört, was sie selbstverständlich verweigert. An der Strafe, die er über sie verhängt, entzündet sich Hrotsviths Phantasie: sie wird in eine Lasterhöhle geschleppt, wo ganz verderbte junge Männer/ mit Freudenmädchen sich ergötzten. Die Jünglinge der Stadt stritten sich, wer als der erste zu ihr ginge.[25]  

Es passiert ihr weiter nichts. Was sich Hrotsvith am allerwenigsten vorstellen kann: dass die Märtyrerinnen haben körperlich leiden müssen. Vielleicht hätte sie diese Schilderungen sonst gar nicht ertragen, geschweige denn übernommen. Ihre Überzeugung ist, dass Christus denen, die seinetwegen gequält werden, mit seinen wunderwirkenden Kräften zur Seite tritt. So wächst der nackten Agnes im Bordell blitzschnell das Haar, bis es einen Umhang bildet, der ihre Blöße bedeckt. Die Flammen ihres Scheiterhaufens lassen sie unversehrt und verbrennen stattdessen Henkersknechte und Gaffer. Ein Schwertstreich tötet sie schließlich schmerzlos, froh im Herrn entschläft sie, dann sind auch sofort Engel da, die sie zu den Sternen tragen: Dort ward sie mit der Strahlenkrone/beschenkt zum Lohn für ihre Keuschheit,/ zugleich auch mit der Siegespalme für den Triumpf im Heldentode.[26] Das Heldenattribut ist ein wichtiger Aspekt dieser Legendenbearbeitung, denn es erhebt die Frau, die ihr Geschlecht „überwindet“ , in einen Rang, der sonst den Männern vorbehalten ist. Ihre Heldenhaftigkeit besteht in der Bereitschaft, den Märtyrertod auf sich zu nehmen, nicht im Aushalten der Qualen. In ihrem letzten Drama „Sapientia“ beschreibt Hrotsvith die Folterung dreier Mädchen detailreich und drastisch, aber nicht um zu zeigen, wie sehr die Märtyrerinnen gepeinigt wurden, sondern im Gegenteil, wie unverletzlich sie dank göttlichem Eingreifen waren. Die Schläge ritzten nicht mal ihre Haut.[27]  Merkwürdigerweise gibt es in Hrotsviths Märtyrerdramen  nur ein Instrument, das eine Christin tötet, das ist das Schwert. Als ob sie den Schwertzauber ihrer Vorfahren verinnerlicht hätte.  

Nach acht Legenden wandte Hrotsvith sich dem Drama zu, einer sprachlichen Form, die ihrer szenischen Phantasie besser entgegenkam. Wieder scheint sie die Anregung dazu in der Stiftsbibliothek gefunden zu haben. Ausgerechnet die sogenannten „Hetärenstücke“ des Terenz, die trotz ihrer verfänglichen Thematik im frühen Mittelalter viel gelesen wurden, brachten sie auf die Idee, Dialoge zu schreiben. Was ihr an diesen römischen Komödien vor allem gefiel, war die Leichtigkeit der Sprache, das unpathetische Alltagslatein. Sie stand damit unter den Zeitgenossen nicht allein; dennoch musste sie sich offenbar dafür rechtfertigen. Viele Gläubige verehren/ auch ich kann mich dieses Vorwurfs nicht erwehren/ die anmutige Gepflegtheit der lateinischen Sprache so weit,/ dass sie die eitlen Bücher der Heiden deswegen/ dem Nutzen der heiligen Schriften vorzuziehen pflegen.[28] Es gebe aber auch Leser,  die sich durch den sündigen Inhalt verletzt fühlten. So habe sie sich entschlossen, Terenz’ Dichtkunst nachzuahmen, gleichzeitig aber das von ihm geschilderte ruchlose Treiben lasterhafter Dirnen [29] in ein Lob auf die rühmliche Keuschheit frommer Jungfrauen [30] zu verwandeln. Ausgerüstet mit der Gnadenlehre, lotete die Kanonissin in ihrer Phantasie die Chancen der Erlösung für „gefallene Mädchen“ aus. Schamrot sei sie oft geworden, schreibt Hrotsvith, sicher nicht bei der Lektüre des Terenz, dessen Komödien – die wiederum auf griechischen Vorlagen basieren – nichts Unanständiges enthalten, außer der Tatsache, dass Hetären darin auftreten. Was in der Antike ein akzeptierter Aspekt der Gesellschaft war, wurde in der mittelalterlichen Gesellschaft zunehmend tabuisiert. Schamrot wurde Hrotsvith nicht bei der Lektüre, sondern bei der Umformulierung der Vorlagen in ihre Art von Dichtung, denn sie sah sich gezwungen, sagt sie, sündige Liebesraserei und falsche Schmeichelreden[31] , die sie sich im wirklichen Leben nicht anzuhören brauchte, zu erfinden und niederzuschreiben.  

In zweien ihrer Stücke nimmt sie sich unerschrocken das „Milieu“ vor. Sie sind sich in der Grundstruktur ähnlich. „Fall und Bekehrung der Maria, der Nichte des Einsiedlers Abraham“ erzählt die Geschichte einer zur Nonne bestimmten jungen Frau, die von ihrem Onkel, dem Eremiten, in einem Zellchen ohne Tür auf ihr frommes Leben vorbereitet wird; immerhin gibt es ein Fenster, durch das sie klettert, nachdem ein Heuchler im Mönchskleid sie überredet hat, mit ihm durchzubrennen. Sie wird bald verlassen und beschließt ihr weiteres Leben / eitler Weltlust hinzugeben[32], mit anderen Worten, sie prostituiert sich. Onkel Abraham will das aber nicht auf sich beruhen lassen und macht sich auf den Weg in die Stadt, wo er gegenüber dem Wirt des Gasthauses, in dem sie wohnt und der offenbar ihr Zuhälter ist, vorgibt, er sei ein Freier. Die Begegnung im Gasthaus und das Spiel mir der Verführung sind gewagte – und gelungene – Szenen.  

Nachdenklich stimmt allerdings, dass dem Drama „Abraham“ der „Pafnutius“ folgt, der das gleiche Thema behandelt: Auch Pafnutius ist ein Eremit, der sich vornimmt, eine Prostituierte zu bekehren, mit der er allerdings nicht verwandt ist. Pafnutius tritt der Buhlerin Thais als Bußprediger gegenüber, droht ihr mit allen Höllenstrafen und erreicht schließlich, dass sie ihren Luxus-Hausrat anzündet und ihren Freiern Adieu sagt. Beide, das gefallene Mädchen Maria wie auch die professionelle Hure Thais, folgen ihren Rettern aus Überzeugung in die klösterliche Einsamkeit, doch während Maria nach entsprechenden Bußübungen den zarten Körper unter Geistes Herrschaft gezwungen hat[33] und zum happy end unter ihren  ehemaligen Freiern missioniert (!), überlebt Thais ihre Strafe nicht.

„Pafnutius“ wirkt wie ein im Sinn der Kirchenpädagogik verbesserter, religiös korrekter „Abraham“. Aus den Veränderungen von Text zu Text lässt sich ablesen, wo die vermutete Kritik ansetzte: Eremiten-Nichten findet man nicht im Bordell, dort gibt es nur professionelle Buhlerinnen. Ein vorbildlicher Einsiedler lässt sich gar nicht erst auf eine zweideutige Situation ein, sondern fängt sofort mit der Bußpredigt an. Eine theologische Begründung, warum Prostitution eine so schreckliche Sache ist, findet sich auch in der „verbesserten“ Variante nicht:  Unrecht gegen den Schöpfer [34] heißt es pauschal. Die Sünderin kommt auch nicht mit ein paar Bet- und Fastübungen [35]davon, wie Maria; im Grund hat sie ihr Leben verwirkt und kann froh sein, wenn sie ihre Seele für das Jenseits rettet. Man kann nur wünschen, dass Hrotsvith die für die Büßerin bestimmte Einrichtung nur aus der Theorie kannte. Es handelt sich um eine klosterinterne Variante des Zellchens ohne Tür, mit einem winzigen Fenster, durch das hin und wieder Nahrung gereicht wird, damit die Gefangene nicht verhungert. Thais wurde bei lebendigem Leib eingemauert. Die Frage, die sich dem Zeitgenossen stellt - wie sah das mit der Hygiene aus? – bleibt hier nicht unbeantwortet. Thais wendet ein, der Ort werde wohl bald durch den übermäßigen Gestank.[36] sehr unwohnlich werden. Daraufhin hält Pafnutius ihr vor: Es ist nur gerecht, wenn du für das sündhaft süße Wohl / aus früheren Tagen / musst nun den ekligen Geruch ertragen.[37] Dass Thais nach drei Jahren, in denen sie ihr Zellchen nicht verlassen hat, mit der Aussicht auf die ewige Seligkeit stirbt, können wir beim besten Willen nicht als happy end betrachten. Hrotsvith hat es so gesehen.  

Es scheint, dass die Dichterin sich der Ratgeber nicht hat erwehren können. Die Sammlung der Dramen ist begleitet von einem Brief an einige gelehrte Gönner dieses Buches, in dem sie sich für ihre unbeholfene Schreibweise[38] entschuldigt und darauf verweist, dass sie, um ihrem ungeübten Geist aufzuhelfen (vielleicht hat man ihr vorgeworfen, zu sehr „aus dem Bauch“ zu dichten), einige Fäden und Fädchen aus dem Gewand der Philosophie herausgezogen und in ihre Dialoge verwoben habe. Gelehrsamkeit war offenbar ein Ausweis höheren Dichtertums. Auf uns wirken ihre Ausführungen über Mikrokosmos und Makrokosmos am Anfang der „Bekehrung der Buhlerin Thais“, über die Zahlenlehre in ihrem letztem Drama „Sapientia“ gestelzt und überflüssig. Sie sind nachweislich aus Boethius’ Schrift über Aristoteles[39] exzerpiert, die sie vermutlich in der Klosterbibliothek zur Verfügung hatte. In „Sapientia“, einer allegorisch-pädagogischen Schrift in Dialogform, verknüpft sie noch einmal Virginität und weibliches Märtyrertum. Eine Mutter namens Sapientia (Weisheit) ermutigt ihre drei frommen Töchter Fides (Glaube), Spes (Hoffnung), Caritas (Liebe), die von Kaiser Hadrian zum Abfall vom Glauben gezwungen werden sollen, dazu, Folter und Märtyrertod auf sich zu nehmen. Nach ausführlicher Beschreibung der Qualen, die sie dank des göttlichen Eingreifens nicht wirklich erleiden müssen, und ihrer ehrenvollen Aufnahme in den Himmel endet der Dialog mit einem inbrünstigen Glaubensbekenntnis.  

Auf Grund dieser Talentproben hat man Hrotsvith offenbar für geeignet gehalten, jene Verherrlichung Kaiser Ottos I. zu verfassen, an der sie letztlich gescheitert ist: die „Gesta Oddonis I. imperatoris“ .Das „Ottolied“ , mit dem Gerberga die Kanonissin beauftragte, sollte nichts Geringeres werden als ein Herrscherlob, verbunden mit einer Familienchronik der Ludolfinger. Eine Huldigung dieser Art wäre geeignet gewesen, das Wohlwollen des Kaisers auf Gandersheim zu lenken, was auch mit finanziellen Vorteilen verbunden gewesen wäre. Vielleicht wusste Gerberga ja auch, dass im nicht weit entfernten Kloster Corvey gleichzeitig der Mönch Widukind dabei war, seine „Rerum gestarum Saxonicarum libri tres“ abzufassen, die sich später als das zentrale geschichtliche Werk der Epoche erweisen sollten, und wollte ihrem Stift die Priorität sichern. Doch, wie die Dichterin selbst anmerkt, ist’s nicht Sache schwacher Frauen, / die still hinter Klostermauern leben, / den Krieg, der ihnen fremd, zu schildern.[40] Herrschen bedeutete damals aber vor allem Kriegführen. Die „Gesta Oddonis I. imperatoris“ sind inhaltlich lückenhaft, als historische Quelle nur bedingt tauglich – es fehlen wichtige Daten, die Machtkämpfe innerhalb der Familie werden allzu rosig dargestellt – außerdem unvollständig überliefert. Der Stoff scheint die Dichterin nicht besonders inspiriert zu haben, bis auf die Geschichte der späteren Kaisergattin Adelheid, die aus politischer Geiselhaft entfliehen konnte. Dieses Abenteuer liest man auch heute noch mit Vergnügen. Hrotsvith selbst war unzufrieden mit dieser Arbeit. Sie habe keinen Zugang zu den Quellen bekommen, verteidigt sie sich im Vorwort. Auf der Grundlage von Darstellungen beredter Herren[41] habe sie die Fülle der königlichen Taten schwankend und wankend beklommen durcheilt[42], nun befürchte sie, auf keinen Gewährsmann gestützt, dass Kritiker ihr Größenwahn vorwerfen könnten. Deshalb werde sie in Zukunft schweigen und sich nicht mehr an kaiserliche Erhabenheit / ohne Führung und Geleit [43] wagen.  

Ob Otto I. jemals von der Chronik Kenntnis genommen hat, wie es Albrecht Dürer in einem Holzschnitt von 1501 darstellt, ist nicht bekannt. Es existieren zwei Widmungen des Werkes an zwei Herrscher, an Otto I. und seinen Sohn Otto II., der als Zwölfjähriger 967 zum Nachfolger seines Vaters gekrönt worden war, das Amt aber erst nach dessen Tod 973 antrat. Aus dieser zweiten Widmung geht hervor, dass er die Schrift ausdrücklich angefordert hat, als sein Vater noch lebte, denn Hrotsvith vergleicht ihn darin mit Salomon, dem Sohn und Mitregenden Davids. – Die Dichterin übernahm zuletzt den Auftrag zu ihrem schönen Versepos über die Klostergründung „De constructione coenobii Gandersheimensis“, mit dem Gerberga und das Kaiserhaus nicht unzufrieden gewesen sein können. Danach veröffentlichte sie nichts mehr. Das heißt nicht zwingend, dass sie um diese Zeit starb, also etwa gleichzeitig mit Otto dem Großen; sie kann auch nur beschlossen haben, die Feder aus der Hand zu legen. Der Tod des Corveyer Chronisten Widukind wird ebenfalls auf etwa 973 datiert, weil danach kein Manuskript mehr bekannt wurde. Wahrscheinlicher als der simultane Tod der Chronisten des Herrschers ist ihr ehrerbietiger Rückzug ins Schweigen.  

Werke

Homeyer, Helene: Roswitha von Gandersheim Werke. Paderborn (Ferdinand Schöningh) 1936.

Langosch, Karl: Hrotsvitha von Gandersheim: Dulcitius. Abraham. Zwei Dramen. Stuttgart (Philipp Reclam jun.) 1964. (= Universalbibliothek 7524)

Kronenberg, Kurt: Roswitha von Gandersheim: Die Briefe. Bad Gandersheim (C.F. Hertel) 1978. 

Über Hrotsvitha:

Bosl, Karl: Die Gesellschaft in der Geschichte des Mittelalters Goettingen (Vandenhoeck) 1966. (= 231)

Roswitha von Gandersheim: Von den Anfängen des Stiftes Gandersheim Bad Gandersheim (Gandersheimer Kreisblatt) o.J.

Kronenberg, Kurt: Roswitha von Gandersheim und ihre Zeit Bad Gandersheim (Kreisblatt) o.J. (= Aus Gandersheims großer Vergangenheit Bd. 8)

Langosch, Kurt: Die deutsche Literatur des lateinischen Mittelalters in ihrer geschichtlichen Entwicklung Berlin (Walter de Gruyter) 1964.

Terenz: Die Komödien Stuttgart (Alfred Kröner) 1960.

  

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[1] Hrotsvith von Gandersheim, „Dulcitius. Abraham“ Zwei Dramen, Reclam Stuttgart S. 9
[2]
Roswitha von Gandersheim, Werke, übertragen und eingeleitet von Helene Homeyer, Paderborn 1936, S. 143 Ich benutze diese Übersetzung aus dem Lateinischen, weil sie die solideste ist. Das etwas völkisch eingefärbte Vorwort ignoriere ich selbstverständlich.
[3]
Der Gründer des Klosters, Graf Ludolf, Stammherr der Ludolfinger
[4]
Werke S. 293
[5]
a.a.O. S. 292  
[6]
a.a.O. S. 293  
[7]
a.a.O. S. 294/5  
[8]
a.a.O., S. 258/9  
[9]
a.a.O. S. 40  
[10]
Karl Bosl, Die Gesellschaft in der Geschichte des Mittelalters, Göttingen 1966, S. 29
[11]
R.v.G., Werke, S. 287
[12]
a.a.O.  
[13]
Karl Bosl, a.a.O., S. 32  
[14]
Roswitha von Gandersheim, Werke, S. 299
[15]
Roswitha von Gandersheim, Werke, S. 36
[16]
Werke, S..., S. 23
[17]
Werke, S. 140
[18]
Werke S. 143 f
[19]
Die Briefe, S. 9
[20]
Die Briefe, S. 10
[21]
Werke, S. 37
[22]
Werke, S. 110
[23]
Werke, S. 127
[24] Werke, S. 128
[25]
Werke, S. 133  
[26]
Werke , S. 138
[27]
Werke S. 253
[28]
Werke S. 141
[29]
a.a.O.  
[30]
a.a.O.  
[31]
a.a.O.  
[32]
Werke S. 201
[33]
Werke, S. 212
[34]
Werke S. 219
[35]
Werke S. 212
[36]
Werke S. 228
[37]
a.a.O.  
[38]
Werke. S. 143
[39]
De praedicamenta Aristotelis. R.v.G. und ihre Zeit, S. 12
[40]
Werke, S. 268
[41]
Werke, S. 258/9
[42]
a.a.O.  
[43]
a.a.O.  



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