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Erste Lieb’ und Freundschaft
Manfred Zittels Buch über Goethes Leipziger Jahre
In der ausgesprochen liebevoll edierten Reihe "Hamburger Köpfe" des Verlages Ellert & Richter – sowas geht heute wohl nur noch durch Förderung – sind jetzt zwei Biografien über Dichter des 18. Jahrhunderts erschienen, die selten Porträtierte in den Mittelpunkt stellen: die Dichter Barthold Hinrich Brockes ("Irdisches Vergnügen in Gott") und Friedrich Gottlieb Klopstock ("Messias").
Es wird schon seinen Grund haben, mag der ein' oder andere sagen, das es lange Zeit nichts Biografisches mehr über sie zu lesen gab. Sie sagen uns halt nichts mehr. Klopstock, der gewiss ein edler Geist war, aber auch ein großer Polemiker sein konnte, prophezeite den Werken seiner literarischen Gegner, dass "nur die Sammler und die Blätterer aller Bücher, die geschrieben würden, noch etwas davon wußten". Am Ende scheint es, dass nun ihn – und Brockes – eben jenes Schicksal ereilt. Es gibt kleine Reclam-Heftchen von Beiden, aber die sind sicher keine Renner. Und dennoch fällt auf, dass über Beide immer wieder schätzenswerte Literaturkenner geschrieben haben, dass sie nie ganz vergessen waren. Dass zum Beispiel ein so temperamentvoller Literaturkundiger wie Arno Schmidt genau diese Beiden schon in den 60er Jahren wiederentdeckt und hoch gerühmt hat. So wären diese knappen, wohldurchdachten und reich illustrierten Biografien nicht nur ein Lese-Liebesdienst für den Bargfelder, sondern er bestärkt uns in dem Glauben, dass es keine vertane Liebesmühe ist, sie wieder zu lesen. Nichts aber vermag uns das Werk eines ferngerückten Autors näher zu bringen, wie eine gute Biografie.

Klaus Hurlebuschs Buch über Klopstock fußt auf der großen Hamburger Ausgabe und ist ihr Mitarbeiter an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Es bietet deshalb in vielen kleinen, aber auch bedeutenden Details neue Erkenntnisse. Er ist ein grundgelehrter Mensch und – dankbar sei's vermerkt – hat darüber das klare Schreiben nicht verlernt. Sein Buch ist in jeder Hinsicht wohlgelungen.

Nicht anders verhält es sich mit Eckart Kleßmanns Brockes-Biografie. Dieser Biograf und Herausgeber ist ein Kenner vor allem des 18. und frühen 19. Jahrhunderts; seine Veröffentlichungen über Claudius, Casanova, Caroline Schelling, Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Goethe, die Mendelssohns und viele andere geben davon ein beredtes Zeugnis. Er verfügt, wenn er ein Werk wie das über Brockes in Angriff nimmt, sofort über den vollen geistigen Hintergrund und ist zudem ein brillianter Stilist. Sein Buch – in dem auch viel aus dem Werk Brockes zitiert wird, so dass man den Dichter und sein Gedicht zugleich kennenlernt – wird wohl für geraume Zeit in der Brockes-Literatur den Spitzenplatz einnehmen, auch wenn es angenehm schlank ist. Beide Autoren haben bewiesen, wie viel man auch auf engem Raum unterbringen kann, wenn man sich frei in der Materie zu bewegen und konzentriert auszudrücken vermag.

Eckart Kleßmann: Barthold Hinrich Brockes. – Klaus Hurlebusch: Friedrich Gottlieb Klopstock. – Beide mit einem Vorwort von Helmut Schmidt. Hamburg: Ellert & Richter 2003. Zwischen 120 – 128 Seiten. Geb. jeweils 14.90 Euro