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Zweihundert Jahre Goethes „Faust“

Es ist immer wieder erstaunlich, mit welch kundiger Kompetenz der Insel-Verlag Jahr für Jahr seinen Almanach zusammenzustellen vermag. Jedes Mal ein aktueller Anlass (in diesem Fall der Erstdruck des „Faust. Der Tragödie erster Teil“ vor 200 Jahren). Jedes Mal ein Kompendium, in dem ein Text auf den anderen verweist und alle zusammen mehr sind als die Summe ihrer Teile – deren jeder meist ohnehin schon von beträchtlichem Gewicht ist.

Diesmal kreisen die Essays vor allem um Albrecht Schönes Maßstab setzende Edition des „Faust“. Noch einmal wird Schönes dort erstgedruckter Aufsatz zur Entstehung und zur multiplen Autorschaft von Goethes „Faust“ wiedergegeben, vor allem deshalb, weil ein Großteil der Autoren auf Schönes Kommentare Bezug nimmt. Besonders interessant empfand ich die Beiträge von Nicholas Boyle, der „Faust“ als ersten Mythos der Moderne darstellt, Friedrich Dieckmann, der frühe Spuren der Globalisierung entdeckt und Dieter Borchmeyers Untersuchung von Richard Wagners Goethe-Bild (mit seiner überraschenden Umkehrung der Fragestellung, nämlich: Was für ein Wagner-Bild hätte Goethe gehabt?).

Zwischen die Essays sind Szenen anderer „Faust“-Dichtungen gestellt. Heines Tanzdichtung und Klingers Roman tauchen auf, die „Faust“-Dichtung Lenaus und – nicht zuletzt! – die immer noch viel zu wenig bekannte Parodie „Faust. Der Tragödie 3. Teil“, in dem die Manieren und Marotten des Dichters weidlich verspottet werden.


Zweihundert Jahre Goethes „Faust“. Insel-Almanach auf das Jahr 2008. Zusammengestellt von Christian Lux und Hans-Joachim Simm. Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag 2007. 262 S., kart. 8,90 €