Man annoncierte ironisch im Stil einer modernen Zeitschrift: „Es ist eine Gesellschaft von Gelehrten, Künstlern, Poeten und Staatsleuten, beyderley Geschlechts, zusammengetreten und hat sich vorgenommen als was Politick, Witz, Talente und Verstand in unseren dermalen so merckwürdigen Zeiten hervorbringen, in einer periodischen Schrift den Augen eines sich selbst gewählten Publikums vorzulegen.“ Das sich selbst gewählte Publikum war identisch mit den Autoren: Carl August, Anna Amalia, Goethe, Wieland, Herder, Knebel, Einsiedel und Seckendorff und natürlich das „Tusselchen“, die Hofdame von Göchhausen.
Dieser kleine ausgewählte Kreis, der sich am Sommersitz der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach vor den Toren Weimars traf, hatte reichlich Zeit und wohl auch Langeweile, verbrachte die Zeit mit geistreicher Konversation und verjagte die Langeweile mit gelehrtem Spiel. Dazu gehörte unter anderem die Herstellung einer kleinen, handschriftlich vervielfältigten Publikation: Im „Tiefurter Journal“, das von 1781 bis 1784 in insgesamt 49 Ausgaben erschien, gab es in bunter Mischung gescheite Abhandlungen, Gedichte, Anekdoten, Volkslieder und Übersetzungen von Texten Diderots und Rousseaus. |
Titelblatt der ersten Ausgabe des "Journals von Tiefurt"
(1892) |