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Was bedeutet „BB618c“?
Kösterings zweiter Goethe-Krimi, in dem immer noch zu viel Espresso getrunken wird |
In der Ilm wird ein Toter gefunden, kurze Zeit darauf steht die Polizei vor der Tür des Goethe-Spezialisten Hendrik Wilmut, jenes Literaturexperten, der einen Köstering-Krimi zuvor entscheidend geholfen hat, einen Fall zu klären. Jetzt steckt er nicht nur in Untersuchungshaft, sondern wird dort auch noch zusammengeschlagen. Erst als sein Rechtsanwalt tatkräftig eingreift, kommt er wieder frei und darf nun sogar an dem mörderischen Fall mitarbeiten. Höchste Zeit, denn es passiert ein Mord nach dem anderen. Man vermutet einen psychothischen Täter, der einem Plan folgt und dabei immer denselben Schlüsselkassiber hinterlässt:
Nun stehst auch Du da wie ein Tor!
Seine Lieben gehen vor,
Frauenstein und Jändertanz,
Sind nun Deine letzte Chance!
BB618c
Kein Goethe-Zitat wie in Kösterings erstem Krimi, sondern ein in sich völlig rätselhaftes Konglomerat von Hinweisen, deren rätselhaftester sich später als Standortsignatur eines Buches der Anna-Amalia-Bibliothek entpuppt. Leider gerade in dem Moment entdeckt, als diese in Schutt und Asche verbrennt. Wilmut ist verzweifelt. Wie soll er den Titel jetzt noch finden, der doch offenbar den Beweis seiner Unschuld enthält? So viel sei immerhin verraten: Er gehörte zu den vielen ausgelagerten Büchern des Hauses, wird am Ende rechtzeitig gefunden und spielt natürlich eine entscheidende Rolle. Auch Bibliotheksdirektor Dr. Michael Knoche – eine real existierende, mittlerweile schon legendäre Person – darf mitspielen.
Kösterings Krimi folgt in etwa dem Bauprinzip seines ersten: Die Haupthandlung wechselt mit einer zweiten ab, in der der Täter bis zur Verhaftung anonym vorgestellt wird. (Diesmal heißt er „Der hagere Mann“.) Auch wird wieder so mancher Espresso getrunken. Obwohl das Buch deutlich kürzer ist als das erste, kommt es nie so richtig in Schwung, ist diesmal auch kein rechter Goethe-, immerhin aber noch ein Weimar-Krimi. Es ist diesmal seine einzige Stärke.
Bernd Köstering: Goetheruh. Ein Literaturkrimi.
Meßkirch: Gmeiner-Verlag 2011. 277 S. Kart. 9,90 €
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