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Monika Buschey:
Schillers Weste |
Der Student Moritz, hinter dem gerade das erste Semester liegt, hat von seiner Großmutter eine Reise nach Weimar geschenkt bekommen. Dort lernt er auf wunderbare Weise bei einer Abendgesellschaft im Wittumspalais Herder, Goethe, Schiller, Anna Amalia, eigentlich den ganzen illustren Kreis kennen, der am „Tiefurter Journal“ mitgeschrieben hat. Gleichzeitig verliebt er sich in die junge Hofdame Luise. Mit Schillers Hilfe (und angetan mit seiner Weste) gelingt es ihm, in die Goethezeit einzutauchen und Goethe und Luise auf ihrer Reise nach Venedig zu folgen.
Am Ende hat Moritz die schöne Luise für sich gewonnen. „Wo warst du nur so lange, lieber Freund?“ fragt sie ihn, wiederum im Wittumspalais. „Doch die Antwort auf eine Frage, wie sie sie gesellt hatte […] konnte unmöglich nur aus Worten gestehen. Im ersten Impuls wollte er auf die Liebste zugehen und sie umarmen. Stürmisch und leidenschaftlich. Dann besann er sich, kniete, senkte den Kopf wie ein Ministrant bei der Wandlung und bemerkte – wie er es gehofft hatte! -, dass nun sie auf ihn zukam und seine Schultern berührte. Ihre beiden Hände ruhten auf dem Stoff der Weste. „Ja“, sagte sie leise, „die Antwort ist ja.“
Und die alte Berta, die in der Marktstraße in einem kleinen Büro der Stiftung Weimarer Klassik Karten verkauft, hat endlich ihren zeitreisenden Nachfolger gefunden. Einen Nachfolger, der nun im Damals und Jetzt den Unsterblichen treue Dienste leistet.
Die Autorin Monika Buschey wurde 1997 mit dem Förderpreis des Literaturpreises Ruhr geehrt. Sie ist Verfasserin kulturhistorischer Kurzbiographien sowie einiger Krimis. „Schillers Weste“ war das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Vor allem hat mich ihr unverwechselbarer Stil berührt: angenehm leise, nicht altertümelnd und dennoch ein wenig wie aus Zeit und Welt gefallen. Ihr kleines Werk ist eine unterhaltsame Novelle, die mit den Berühmtheiten von einst auf eine Weise spielt, wie sie Thomas Mann im Motto des vorliegenden Buches wie folgt beschreibt: „Ein Dichter ist, kurz gesagt, ein auf allen Gebieten ernsthafter Tätigkeit unbedingt unbrauchbarer, einzig auf Allotria bedachter Kumpan.“
Monika Buschey: Schillers Weste. Bochum, Freiburg: projekt verlag 2013. 143 S., kart. 12.80 €
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